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open house. - ein Wohnzimmer für (obdachlose) junge Menschen

Im 5ten Wiener Gemeindebezirk befindet sich seit Herbst 2019 das „open house.“ – ein Wohnzimmer, wo obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte junge Menschen eine Auszeit vom Leben auf der Straße nehmen können. Einfach so, kostenfrei, es gibt keine Voraussetzungen und keine Anmeldung.
open house. - ein Wohnzimmer für (obdachlose) junge Menschen

Bundesland

Wien

Ort

Wien

Themen

Armut & Sozialstaat

Initiative/Person/Verein

Verein open house.

Webseite

www.dasopenhouse.at

"Hallo, hast vielleicht ein bissl Kleingeld?" Auf die Frage, wofür, ist Ben überraschend ehrlich: "Für Bier und Hundefutter." Sein Labradormischling macht einen gesunden Eindruck, Ben nicht. Tiefe Ringe unter den Augen lassen erahnen, dass er wenig Schlaf hinter sich hat.

Im 5ten Wiener Gemeindebezirk befindet sich seit Herbst 2019 das „open house.“ – ein Wohnzimmer, wo obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte junge Menschen eine Auszeit vom Leben auf der Straße nehmen können. Einfach so, kostenfrei, es gibt keine Voraussetzungen und keine Anmeldung.

Einmal im Monat öffnen sich derzeit die Türen von 10-17 Uhr. Ein Raum als Wohnzimmer eingerichtet, mit gemütlichen Sofas, einem Bücherregal, einem Wuzzler und einer Küche, lädt zum Ankommen und Verweilen ein. Wie sich die jungen BesucherInnen während ihres Aufenthalts beschäftigen, ist ihnen freigestellt. Sofas zum Ausruhen, Waschmöglichkeiten, Toiletten, eine Waschmaschine, Laptops mit Zugang zum Internet, und auch eine Küche, die zum Selberkochen einlädt, bilden die Basis des Angebots. Für Gespräche steht ein Team von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zur Verfügung - ganz ohne Zwang und Verpflichtung.

Welche Wirkung hat das Projekt auf die Gesellschaft und das Zusammenleben?

Es ist eines der Tabus unserer Zeit, aber Realität. Mehr als jede 4. von Einkommensarmut betroffene Person in Österreich ist ein junger Erwachsener.

Es ist nicht unbedingt der Zeitpunkt der Armutserfahrung, der die gravierendsten Auswirkungen hat. Entscheidend ist die Dauer! Dauerhafte Armut bedeutet sehr häufig eine dauerhaft schlechte Lebenslage in materieller, sozialer, gesundheitlicher und kultureller Hinsicht.

open house. schafft als niederschwelliges Angebot Voraussetzungen um gesellschaftspolitisches Bewusstsein zur Enttabuisierung von Armut und Abbau von Vorurteilen zu ermöglichen.

Wie nachhaltig ist das Projekt? Bezogen auf Vorbildwirkung und Umwelt.

Angst vor Stigmatisierung und Ausgrenzung ist eine allgemeine Erfahrung armutsbetroffener junger Menschen. Das Projekt open house. ist zwar noch relativ neu, setzt mit seinem Angebot aber bereits jetzt bewusst Maßnahmen zur Bekämpfung von (Jugend-)Armut. Es ist langfristig angelegt und soll für die BesucherInnen ein Ort des Willkommenseins darstellen.

open house. zeigt, dass die Initiative einiger weniger engagierter Einzelpersonen unglaublich Nachhaltiges anstoßen kann und ist damit Vorbild für jeden von uns.

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